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PM: Prekäre Arbeitsverhältnisse abschaffen – kritische Lehre erhalten!

Nach über 30 Jahren an der Leibniz Universität Hannover läuft zum Ende des
Wintersemesters 2013/14 der Vertrag von Professor Dr. Rolf Pohl aus. Während
dieser Zeitspanne war Rolf Pohl immer über zeitlich befristete Verträge an der
Universität beschäftigt und im Themenbereich der kritischen Sozialpsychologie tätig.
Durch Umstrukturierungen am Institut für Soziologie wurde die Sozialpsychologie in
Hannover abgeschafft und Rolf Pohl im Zuge der Studierendenproteste 2008/09 mit
der fünfjährigen Betreuung der verbleibenden Diploma beauftragt, welche nun endet.

„Prekäre Arbeitsverhältnisse, besonders wenn sie sich über einen so langen
Zeitraum erstrecken, sind nicht hinzunehmen. Die befristete Beschäftigungsform tritt
an der Universität in allen Statusgruppen auf und ist auf keinen Fall nur bei
studentischen Angestellten der Fall. Es gilt, sich überall gegen eine solche Form der
Beschäftigung zu organisieren.“, führt Tobias Burkhardt, Pressereferent des AStA,
aus.

Neben dem persönlichen Schicksal Pohls ist es gerade die durch den Wegfall der
Stelle gerissene Lücke im Lehrplan, welche bei den Studierenden auf Unverständnis
stößt. Schließlich stellte Pohl die letzte Vertretung der kritischen Sozialpsychologie in
Hannover dar, lehrte und publizierte zu Themen wie Antisemitismus, Rassismus oder
kritischer Männlichkeit.

„Zum einen waren die angebotenen Seminare Pohls immer von Studierenden
verschiedenster Fächer und Semester belegt. Zum anderen wird an diesem Beispiel
gut deutlich, welche Einflussnahme Studierenden auf die inhaltliche Ausrichtung
ihres Studiums tatsächlich gewährt wird.“, erklärt Burkhardt.

Der Bedarf an einem sozialpsychologischem Schwerpunkt innerhalb der
Geisteswissenschaften lässt sich nicht leugnen und wird durch teils abstruse
Reaktionen auf Nazi-Kader an der Universität seitens des Institutes für politische
Wissenschaft und der Philosophischen Fakultät deutlich. Hier fehlt Verständnis für
gesellschaftliche Prozesse, das über die deskriptive Ebene hinausgeht und die Frage
nach dem „wie und warum?“ stellt. Eine kritische Sozialpsychologie an der
Universität ist in der Lage, diese Lücke zu füllen.