Politische Bildung

Ich bin Marie, 26 Jahre alt und studiere Sozialwissenschaften. Im letzten Jahr hatte ich durch meine Arbeit als Sachbearbeiterin Antikapitalismus bereits einen Einblick in die Tätigkeitsfelder und Organisation des AStA.

Warum Politische Bildung?

Bildung ist ein Dauerthema in dieser Gesellschaft. Turboabitur, Bildungsgebühren, Bildungsbarrikaden usw. Die heutige Hochschullandschaft ist nur zu verstehen, wenn die gesellschaftliche Funktion des Bildungssystems in den Blick genommen wird.

Dass die Wissenschaft der Wirtschaft dient, ist heute alles andere als ein Geheimnis. Selbstbewusst beziehen sich sogar die Studierenden in ihren Protesten positiv auf ihre Rolle als sogenanntes Humankapital, als unverzichtbare „Zukunft der Nation“ fordern sie bessere Studienbedingungen, obwohl ihnen gerade in dieser Rolle einiges abverlangt wird. Auch Politiker_innen verkünden unverhohlen, dass Bildung „der wichtigste Rohstoff unseres Landes“ und für künftige Wettbewerbsfähigkeit unabdingbar sei. Hier in der „Bildungsrepublik Deutschland“, am „rohstoffarmen Technologiestandort“, in einer modernen „Wissensgesellschaft“, ist der Stellenwert von Bildung hoch. Insgesamt soll die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zu einem international besseren Abschneiden der deutschen Wirtschaft führen. Nach diesem Zweck wird die Bildung begutachtet und daran ihre Leistung gemessen. Je nachdem wie die Bewertung der Politik ausfällt, benötigt das Bildungssystem dringend Überarbeitung, um wieder die gewünschten Ergebnisse zu bringen. An der Uni soll also nützliches Wissen, sowohl in den Köpfen der Studierenden als auch in neuen Forschungsresultaten, gemäß der herrschenden gesellschaftlichen Zwecke produziert werden – welche sind das, was heißt es wenn Wissen nationale Ressource ist und wie sieht das in den Bereichen Forschung und Lehre (Ausbildung) entsprechend aus? Wie werden Wissenschaft und Ausbildung nützlich für eine kapitalistische Gesellschaft?

Da diese Fragen erklärungsbedürftig sind, will ich mich vor allem inhaltlich mit diesem Thema auseinander setzen und entsprechend Veranstaltungen stattfinden lassen, die sich besonders um die Themen Hochschule, Bildung und Gesellschaft drehen. Es soll weiterhin die Möglichkeit gewahrt werden, sich neben dem Studium, mit Gesellschaftskritik zu befassen, da aufgrund der durchgesetzten Reformen in aller Regel kaum Zeit bleibt, sich neben vollen Stundenplänen intensiv mit der Gesellschaft in der man lebt zu beschäftigen. Deshalb soll kritischem Denken, alternativen Theorien der Gesellschaft und kritischer Wissenschaft ein Raum geboten werden.

Neben dem Thema gibt es allerdings auch noch eine Reihe gesellschaftlicher Missstände, denen es sich zu widmen lohnt. Abgesehen von den unmittelbaren Ansprüchen durch das Hochschulsystem an die Studierenden, existieren Ideologien und Diskriminierungsmuster wie Rassismus, Nationalismus, Homophobie, Sexismus oder Antisemitismus beständig fort. Auch hier soll Aufklärungsarbeit geleistet werden. Studierenden soll die Möglichkeit geboten werden sich kritisch mit dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft auseinander zu setzen. Dabei sollen auch aktuelle tagespolitische Themen zur Diskussion stehen.

Konkrete Projekte

Anschließend an die letzten Jahre soll es auch dieses Jahr wieder eine einführende Veranstaltungsreihe für ErSies geben. Diese soll in Zusammenarbeit mit dem Referat für Studium und Kultur ähnliche Inhalte wie in den Vorjahren behandeln. Dabei soll es um Themen gehen, die den Studierenden während ihres Studiums begegnen (Wohnraumsituation, Bildungsgebühren etc.). Darüber hinaus sollen auch Burschenschaften und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit kritisch thematisiert werden.

Eine kritische Auseinandersetzung mit Studentenverbindungen soll neben inhaltlichen Veranstaltungen auch durch die Weiterarbeit an einer Neuauflage der Broschüre „Eliten und Untertanen“ fortgeführt werden.

Spätestens seit der Abschaffung der Sozialpsychologie und der Gender Studies an der Universität Hannover fehlt die Möglichkeit sich mit Kritischer Wissenschaft im akademischen Raum auseinanderzusetzen. Daher soll eine Zusammenarbeit mit Initiativen, die selbstorganisiert Veranstaltungen zu Kritischer Theorie und Wissenschaft durchführen, erweitert werden.

Auch soll das Festival contre le racisme weiterhin stattfinden. Zum einen ist das Festival mittlerweile eine etablierte und beliebte kulturelle Veranstaltung in Hannover. Zum anderen  wurde die im Anschluss an das Open Air stattfindende Veranstaltungsreihe in den letzten Jahren sehr gut angenommen. Das Festival leistet einen wichtigen Beitrag zur Thematisierung von Rassismus.

Sprechstunde: nach Vereinbarung

Kontakt: polbil@asta-hannover.de