(Hochschul-)Politische Selbstorganisation

In vielen Ausbildungswegen an der Universität gehören unbezahlte Pflichtpraktika und verpflichtende Auslandssemester inzwischen zum Standard. Ein Großteil von Studierenden und Studieninteressierten ist jedoch darauf angewiesen, sich Ausbildung und Lebensunterhalt durch Lohnarbeit zu finanzieren. Vollzeitpraktika und teure Auslandssemester kommen hier nicht in Frage. Damit liegen kaum zu überwindende Hindernisse auf ihrem Weg, die ihren persönlichen Lebensentwurf nicht nur beeinträchtigen, sondern in vielen Fällen gänzlich unerreichbar machen. Wir werden uns daher als Kollektiv für eine umfassende Ausfinanzierung des Studiums für alle Studierenden einsetzen. Außerdem wollen wir daran arbeiten, dass Hindernisse und Hemmnisse, die sowohl den Zugang zum, als auch den Abschluss des Studiums abgebaut werden. Die Universität muss allen Interessierten offen stehen.

Darüber hinaus ist der akademische Betrieb in der durchrationalisierten unternehmerischen Hochschule ein Sammelbecken für prekär Beschäftigte. Aber nicht nur Studierende sind im alltäglichen Hauen und Stechen darauf angewiesen, ihren Lebensunterhalt als Hilfskräfte (bspw. in der Bibliothek oder als wissenschaftliche (Zu-)Arbeiter_innen an den verschiedenen Lehrstühlen) zu sichern. An der LUH arbeiten noch viele andere Menschen unter fraglichen Bedingungen: Weitere Beispiele wären hier: Dozierende des Mittelbaus, Dozierende mit befristeten oder freien Lehraufträgen aber auch Angestellte in der Mensa oder im Reinigungsdienst.

Um die eigene Ausbildung und/oder den Lebensunterhalt zu finanzieren, nehmen Studierende, Mitarbeiter_innen des Wissenschaftsbetriebs und Arbeiter_innen diese Bedingungen notgedrungen in Kauf. Wie in jedem anderen Arbeitsverhältnis innerhalb der Marktwirtschaft, existiert hier ein extremes Machtgefälle, welches sich durch bestehende Abhängigkeitsverhältnisse und befristete Verträge zusätzlich verschärft.  Unter diesen Umständen scheuen viele der Beschäftigten davor zurück, sich zu organisieren und für ihre Rechte und die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen einzutreten. Wir glauben, das liegt vor allem darin begründet, dass die Betroffenen unzureichend informiert, organisiert, vernetzt und somit marginalisiert sind. Notwendig wäre es, eine handlungsfähige Basisstruktur zu schaffen, die lokal, überregional, bundesweit und international daran arbeitet, die aktuell noch prekären Verhältnisse neu zu gestalten. Als AStA-Kollektiv sehen wir es als unsere Aufgabe an, Studierende bei der Selbstorganisation zu unterstützen. Wir wünschen uns mündige Studierende, die selbstbewusst für ihre Rechte eintreten und bereit sind, sich die besseren Verhältnisse, die sehr wohl möglich erscheinen, zu erkämpfen.

Als hochschulpolitisch Aktive beobachten wir seit einiger Zeit mit großem Interesse, wie an anderen Hochschulen in Deutschland aber auch im Ausland, basisdemokratische Netzwerke und Strukturen entstehen, die genau das im Sinn haben. Unser Ziel ist es daher, die hannoverschen Studierenden mit diesen neuen Initiativen zusammenzubringen, damit Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam neue Strategien entwickelt werden können. Zusätzlich wollen wir mit bereits bestehenden Gewerkschaften und Organisationen weiterhin daran arbeiten und so ein breit aufgestelltes Bündnis mitgestalten, das in der Lage ist sich Gehör zu verschaffen.