unisex Hochschultage 2016

unisex Hochschultage 2016 | 24.11. – 07.12.

Die Veranstaltungen im Überblick:

24.11. | Diskussionsveranstaltung zum Thema Sexarbeit
30.11. | Zur Lebenssituation intergeschlechtlicher Menschen
02.12. | Die Doppelte Diskriminierung von Roma-Frauen*
03.12. | Queerfeministischer Brunch und Kino
05.12. | Geschlechtliche, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung
07.12. | Antisemitismus in feministischen Kontexten

Zur Veranstaltungsreihe im Algemeinen:

Die uni_sex Hochschultage sind eine jährlich stattfindende Veranstaltungsreihe die sich mit verschiedenen Themen wie z.B. Sexismus, Trans-, Inter- und Homophobie beschäftigt, aber auch andere Aspekte sexueller und geschlechtlicher Identität beleuchten möchte.

Trotz vermeintlicher Gleichberechtigung und vorherrschender Toleranz leben wir nach wie vor in einer Gesellschaft, die geprägt ist von männlicher Hegemonie. Die Vorstellung von einer binären Geschlechterordnung und Heteronormativität dominieren und gestalten unsere Geschlechterrepräsentanz und -wahrnehmung auf institutioneller, kollektiver und individueller Ebene.

Die uni_sex Hochschultage werden von den Sachbearbeiter_innenstellen für Frauen- und Geschlechterpolitik und Queerpolitik des AStA ausgerichtet. Das Programm soll Studierenden die Möglichkeit geben, sich mit den verschiedenen Bereichen innerhalb dieses Themenkomplexes auseinanderzusetzen, unabhängig davon, ob sie sich mit den Inhalten schon beschäftigt haben oder neu in dem Thema sind.

Besonders unter dem Aspekt der Abschaffung der Gender Studies an unserer Universität möchten wir mit unserer Veranstaltungsreihe diesen Raum bieten.

Um das uns umgebende hetero-patriarchale System und dessen Einflüsse auf die Kategorie „Geschlecht“ gemeinsam zu reflektieren und diskutieren, laden wir euch ein vorbeizukommen und mitzureden. Für kurzfristige Änderungen schaut am besten in den Veranstaltungen auf Facebook nach.

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Die Veranstaltungen im Detail:

24.11. Jimmy Boyle: Sexarbeit
18 Uhr im Elch-Keller

„Guter Sex kostet nunmal Geld“ ¹
Diskussionsveranstaltung zum Thema Sexarbeit

Sexarbeit – einige sehen darin einen Ausdruck fortschrittlicher, selbstbestimmter Sexualität, für viele Andere ist es der Hort alles Bösen.

Aber warum entdecken viele Leute gerade dort, was ihnen an anderer Stelle zumeist nicht auffällt, nämlich Sexismus und die Zumutungen von Arbeit gegen Geld?

In der Veranstaltung wollen wir uns auf den Fall männlicher* Kundschaft und weiblicher* Anbieterschaft von Sexarbeit konzentrieren. Eine These, die wir zur Diskussion stellen möchten, ist, dass es vor allem die Idealisierung und besondere Stellung von Sexualität in dieser Gesellschaft ist, die Sexarbeit zum ständigen Quell langer empörter Diskussionen macht, und nicht primär die dortigen Arbeitsbedingungen. Wir meinen außerdem, dass Sexarbeit nicht Verrat an der „schönsten Sache der Welt“ ist, sondern die konsequente Weiterführung eines Bezugs, den die meisten Männer* sowieso auf Frauen* haben.

Deshalb soll es auf dieser Diskussionsveranstaltung weniger um die Frage gehen, was Frauen* dazu bewegt, Sexarbeiter*innen zu werden, sondern vielmehr darum, was Männer* sich von der Inanspruchnahme von Sexarbeit versprechen und was man daran über Frauenbilder in dieser Gesellschaft in Erfahrung bringen kann.

Nicht zuletzt wollen wir außerdem einen Blick darauf werfen, welche Blickwinkel der deutsche Staat auf Sexarbeit hat, welche Gründe es von staatlicher Seite aus gab und gibt, Sexarbeit sowohl zu legalisieren als auch zu regulieren und wie dieses Projekt eigentlich gerade läuft.

(¹ Kundenzitat aus einem „Freierforum“)

30.11. Manuela Tillmanns: Zur Lebenssituation intergeschlechtlicher Menschen
20 Uhr in Raum V110 am Schneiderberg 50

Die Annahme, es gäbe nur Männer und Frauen, ist so absurd, als würde man auf dem Stand- punkt verharren, die Erde wäre eine Scheibe.« Lucie Veith (Vorsitzend* des Bundesverbands Intersexuelle Menschen e.V.) Menschen, die nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeordnet werden können, sind gesellschaftlichen Stigmatisierungen und medizinisch-psychologischen Pathologisierungen ausgesetzt.

Im Zentrum der Kritik seitens der betroffenen Personen stehen vor allem die geschlechtszuweisenden und –vereindeutigenden medizinischen Operationen und Maßnahmen, die von der Inter*-Community nicht zuletzt als Menschenrechtsverletzung angesehen werden und erhebliche Auswirkungen auf die konkrete Lebenswirklichkeit haben. Ebenso belegen zentrale Studien im deutschsprachigen Raum zur medizinischen Behandlungserfahrung und Lebensrealität einen hohen psychosozialen Belastungsgrad und explizieren die Notwendigkeit eines fundamentalen Paradigmenwechsels im gesellschaftlichen Umgang mit Intergeschlechtlichkeit bzw. Intersexualität.

Vor allem der Einsatz politischer Aktivist*innen, aber auch die Auseinandersetzungen kritischer Wissenschaftler*innen und solidarischer Unterstützer*innen haben eine wertvolle Debatte entfacht, aus der sich reflektierte bzw. reflektierende Perspektiven ergeben, die sich an den Bedürfnissen und Wünschen intergeschlechtlicher Personen orientieren und ihnen Formen der Selbstermächtigung sowie barrierefreie Räume für selbstbestimmtes Agieren eröffnen.

Im Vortrag wird anhand biografischer Selbstdarstellung(en) der Fokus auf die Personen und ihre jeweiligen Lebenswirklichkeiten gelegt. Medizinische Klassifikationsschlüssel spielen dabei keine bis eine lediglich untergeordnete Rolle. Vielmehr wird es darum gehen, die im Zusammenhang mit der Intergeschlechtlichkeit stehenden gesellschaftlichen Diskriminierungen zu verdeutlichen, um daraus mögliche Handlungs- und Unterstützungsoptionen zu formulieren und eigene dichotome Vorstellungen von Geschlecht kritisch zu hinterfragen.

02.12. Jasmina Ahmetaj: Die Doppelte Diskriminierung von Roma-Frauen*
19 Uhr im Elch-Keller

Jasmina Ahmetaj, die nach ihrer Verheiratung einige Jahre in Deutschland gelebt hat und jetzt in Slowenien aktiv ist, arbeitet mit Romafrauen* und beschäftigt sich in ihrer Arbeit maßgeblich mit der doppelten Diskriminierung, der ihre Klientinnen dort ausgesetzt sind – als Angehörige einer marginalisiertem Minderheit und als Frauen in einer weitgehend von patriarchalen Strukturen bestimmten Community. Insbesondere konzentriert sie sich dabei auf das Phänomen der Verheiratung von Mädchen in Roma-Communities.

03.12. Queerfeministischer Brunch und Kino
13 Uhr im Elch-Keller

Gemeinsam wollen wir mit euch die Mitte unserer Veranstaltungsreihe feiern. Ab 13 Uhr laden wir euch in den Elch-Keller ein zu einem gemütlichen Samstag mit verspätetem Frühstück und anschließendem Film ein. Das Essen geht auf uns – Heißgetränke könnt ihr für kleines Geld beim Elch-Kollektiv erstehen. Um den Einkauf etwas einschätzen zu können, bitten wir euch um kurze Voranmeldung über fgp@asta-hannover.de. Der Film ist noch ein Geheimnis, wird aber um 15 Uhr gezeigt – haltet die Ohren offen. Kommt vorbei, wenn ihr Lust habt euch auszutauschen und neue Leute kennenzulernen.

05.12. Heinz-Jürgen Voß: Geschlechtliche, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung – zum neuen Buch, hg. von Michaela Katzer und Heinz-Jürgen Voß
20 Uhr in Raum V111 am Schneiderberg 50

Selbstbestimmung bedeutet mehr als nur die Abwesenheit äußeren Zwangs. Sie erfordert positives Bewusstsein über Vorbedingungen und Möglichkeiten eigenen Handelns. Das kann von Anpassung bis Ausbruch reichen. Die Veranstaltung wendet sich Aspekten geschlechtlicher, sexueller sowie reproduktiver Selbstbestimmung zu. Es kommen Perspektiven zusammen, die normative gesellschaftliche Grenzsetzungen und individuelle Handlungsoptionen fokussieren. Mit der Einbeziehung akademisch-wissenschaftlicher und aktivistischer Beiträge wird ‚Selbstbestimmung‘ im besten Sinne transdisziplinär im sexualwissenschaftlichen Diskurs verortet. Gleichzeitig kommen Möglichkeiten in den Blick, gängige Denkschablonen zu überwinden.

07.12. Merle Stöver: Antisemitismus in feministischen Kontexten
20 Uhr im Elch-Keller

Feminismus stellt eine gesellschaftliche Notwendigkeit dar und muss immer Teil einer Gesellschaftsanalyse- und Kritik sein. Doch mit Blick auf gesellschaftliche Missstände sehen wir das Fortleben antisemitischer Ideologie, die weder vor linken Kontexten noch vor feministischen Gruppierungen und ihren Gesellschaftstheorien Halt macht. Daher gilt es, die Frage, ob es unter Feminist*innen bzw. im Feminismus Antisemitismus gibt, näher zu untersuchen. Dafür soll sowohl ein historischer Abriss der deutschen Frauen*bewegungen bzw. der feministischen Debatten gegeben werden, es wird der Blick auf aktuelle feministische „Ikonen“ und neue feministische Bündnisse und Theorien gelenkt um anschließend die Frage zu besprechen, ob es Parallelen und strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen antisemitischer Ideologie und feministischen Theorien gibt.